Musik und Bewegung

Spiel- und Übekonzepte für Schlagzeugset/Snare im Bereich Jazz/Improvisation_Ensemblespiel und Solo:

Bei diesem Projekt geht es um die Vertiefung der künstlerischen Praxis im kontinuierlichen Übe- und Arbeitsprozess am Instrument selber und in Verbindung mit Körperübungen aus dem Tai-Chi und Qi Gong.

Dabei geht es um das das Entwickeln neuer Spieltechniken sowie das Erlernen neuen musikalischen Repertoires. Das Üben und Lernen ist hier von grundsätzlichem Interesse und impliziert die Beschäftigung mit Übekonzepten, was die Interpretation von geschriebener Musik und das Spiel im ausschliesslich improvisiertem Kontext betrifft.

Thematisch geht es um die Erforschung des Spannungsfelds Musik und bewusste Bewegung.

    1.    Übungen(beschriebene Auszüge) am Instrument mit Beispielen aus der Literatur und eigene Ideen/Interpretationen:                                                                                                                                        z.b. zu Syncopation(Ted Reed/Todd Bishop):  

      ab z.b. S. 38: Interpetationsübungen und Übungen für Koordination,      Phrasierung und Klang.

R = Rechte Hand, L = Linke Hand

RF= Rechter Fuss. LF= Linker Fuss

generelle Ideen und Gedanken: 

    -    Spiele die Übungen für die Hände allein und auch mit einem Fußostinato

    -    kehre, soweit es möglich ist, die Ideen/Konzepte für Hände und Füsse um, so dass alle 4 Gliedmassen in eine gewisse Gleichberechtigung kommen können. Beide Hände stellen eine horizontale Achse dar, die Füsse eine Horizontale, Hand und Fuss übereinander sind zwei Vertikalen und Hand und Fuss über Kreuz stellen zwei Diagonalen dar. So habe ich weiter unten nicht alle möglichen Kombinationen zwischen diesen Achsen verschriftlicht!

    -    Zähle beim Üben laut in einem Fluss(d.h. man zählt immer weiter, auch beim Einatmen)

    -    werde dir deines Tempos bewusst, das du spielst. Nehme dir ein Tempo vor und kontrolliere, ob du es gehalten hast. Spiele auch mit laufendem Metronom(stelle es auf verschiedene Zählzeiten). Setze dir ein Zieltempo für bestimmte Übungen zum Erreichen. Spiele die Übungen auch mit accelerando und ralentando.

    -    beachte die Dynamik! Nehme dir mindestens drei Dynamikstufen vor(p, mf, f), in der du jede Übung spielen kannst. Baue auch Terrassendynamik ein, crescendo und decrescendo.

    -    Werde dir der Dynamik in den Stimmen selbst bewusst und experimentiere mit der verteilten Dynamik im Drumset selber.

    -    Denke an spezielle Phrasierungen, auch stilistisch betrachtet,  in den Stimmen.

    -    werde dir bewusst, wie genau der Klang mit welcher Bewegung entsteht. Wie arbeiten die Gelenke zusammen(im Arm, in der Schulter, alle Finger). Mit welcher Intention bewegst du dich? Was ist das Ziel? Wie verändert sich der Klang, wenn die Bewegung modifiziert wird, z.b. der Stock mit vornehmlich nur dem kleinen Finger pulsiert wird?

—> Hier ein paar Übungsansätze zu synkopierten Melodien/Rhythmen:

a.) Spiele die Melodie im Hand to Hand auf der Snare

b.) Spiele die Melodie auf der Snare mit R oder L und fülle mit jeweils der anderen Hand die Achtel auf

bb.) Spiele die Achtel auf der 1. Tom/Becken L und die Viertel auf der Stand Tom/Becken R und kehre das Konzept um. Denke daran bei der Interpretation mit den Becken, die Bassdrum und oder Hi-Hat unisono mit der Hand dazu zu spielen.

c.) Spiele die Übungen in einem grundsätzlichen Hand to Hand und interpretiere die Achtel auf der 1. Tom, die Viertel auf der Stand Tom(kehre das Konzept der Interpretation um)

d.) Spiele die Übungen auf der Snare(Hand to Hand und Double Stroke) und in interpretierter Weise: fülle die Pausen auf mit 16teln, bevor Achtel notiert sind, mit Achteln, bevor Viertel notiert sind. 

e.) Spiele einen ostinaten Rhythmus mit R oder L auf dem Ride Becken, begleite mit einem ostinaten Rhythmus mit dem RF(Bassdrum) oder LF(Hi-Hat). Denke hier an die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten in den Stimmen! :)

f.) Sprintübungen sind für fast alle Übungen anwendbar:

1.)Nehmen dir eine Periode vor in a tempo vor, z.b. 4 Takte, spiele dann doppeltes in der gleichen Länge wie a tempo und gehe dann wieder zurück. Das ist selbstverständlich anwendbar auch für mehrere Tempostufen.

2.) Nimm dir für eine Sprintübung ein accelerando zum Maximaltempo und ralentando zum Ursprungstempo vor, welches in einem bestimmten zeitlichen Rahmen, z.b. 8 Takte oder 30 Sekunden, passiert oder spiele es ohne zeitlichen Rahmen.

g.) Akzentübungen:  

1.) Spiele die Übung auf der Snare in verschiedenen Handsätzen(z.b. Hand to Hand, Double Stroke, Paradiddle,..), die sich taktweise wiederholen, auch mit Fußostinato. Interpretiere den Akzent rechts mit StandTom/Becken R, den Akzent L mit 1. Tom/Becken L. Denke daran bei der Interpretation mit den Becken, die Bassdrum und oder Hi-Hat unisono mit der Hand dazu zu spielen.

2.) Spiele die Übung in selber Weise, variiere den Akzent, indem du ihn rhythmisch verdoppelst, verdreifachst oder vervierfachst. Kehre diese Idee um, in dem du die unbetonten Noten in gleicher Weise rhythmisch variierst. 

g.) Gedanken zur Interpretation und Improvisation:  

   1.) Nimm dir eine regelmässige Periode vor, z.b. 4 Takte und wiederhole die gleiche Übung mit minimalen Veränderungen in z.b. erstmal einer Stimme. Das kann durch Pausen, andere Instrumentierung oder rhythmische Interpretation, Akzentuierung und Dynamik entstehen. Hier ist es weitergehend möglich, diese Herangehensweise durch alle Stimmen rotieren zu lassen, mehrere Stimmen gleichzeitig zu variieren bis zur Variation aller Stimmen.

2.) behalte die Idee der regelmässigen Periode bei, variiere in ähnlicher Art in der gleichen Periode und entscheide frei/intuitiv in dem Moment, was du tust.


      Rudimental Ritual(Alan Dawson):  Grundsätzliche Beschäftigung mit Schlagfolgen vor allem im Bereich Rudiments. Erarbeitung eines Schlagzeugvokalbukars. Thema: Qualität des Ausführens der Bewegung und Entwicklung von Kondition, Schnelligkeit und Ausdauer. Spiele die Übungen mit Stöcken und Besen.

 Literatur von Charles Wilcoxon:    

ähnlich wie im Rudimental Ritual kommen hier Kombinationen von Schlagfolgen in den Etüden vor, die nunmehr musikalische Bögen haben. Spiele hier auch mit Fußostinati. Interpretiere hier auch in ähnlicher Weise, indem Akzente mit R auf Stand Tom/Becken R(+/- Bassdrum/Hi-Hat), Akzente mit L mit 1. Tom/Becken L(+/- Bassdrum/Hi-Hat) gespielt werden. Akzente können auch mit Bassdrum und oder Hi-Hat unisono gedoppelt werden. 

Stick Control(George Lawrence Stones):    

vor allem habe ich mit den ersten Seiten 5-7 beschäftigt. Hier geht es um Handsätze, auch in Umkehrung. Diese werden in regelmässigen Perioden wiederholt gespielt, auch mit Fussostinati. Auch spiele ich sogenannte „Sprintübungen“ im doppelten und dreifachen Tempo und behalte dabei die Länge der Ausgangstakte im a tempo bei. Baachte hier auch das Spiel mit Dynamik und Tempo!


Literatur von Jim Chapin (advanced techniques for the modern drummer): 

Bei diesen Übungen geht es um das Schlagzeugspiel im Kontext von Jazz mit melodischen Übungen zu Phrasierung und Koordination.

    -    Freies Spiel:

    -    Es gibt im „Freien Spiel“ verschiedene Herangehensweisen und situative Verbindlichkeiten, die das musikalische Geschehen ausmachen und entstehen lassen. Tatsächlich gibt es meiner Meinung nach erstmal ein wichtiges Parameter, den Puls, der selbst im Ausführen und Wahrnehmen ein Spannungsfeld entstehen lässt. So denke ich, dass dieser erstmal entscheidend ist, ob er konkret gespielt wird oder nicht. Sich ihm bewusst zu sein, lässt den gespielten Klang auf andere Art und Weise erklingen, für den Spieler und den Hörer. 


    2.    Übungen aus dem Tai-Chi und Qi Gong in Videosequenzen weiter unten

    -    Nei Gong - Übungen

    -    0. Position „Mo Qi“

    -    1. „Schultern kreisen“

    -    2. „Das Chi wecken“

    -    3. „Der Unsterbliche hebt den Berg“

    -    4. „3-teilige Übung“

    -    5.„Wasserpflanze“

    -    6.„Bambus kreist im Wind“

    -    7.Standübung „Qi Gong“ : hier geht es um den Stand, das Zusammenwirken der Energiezentren zueinander

    -    8. im weitesten Sinn Bewegungsübungen: „Liegende Acht“ mit den Händen

    -    

    -    Tai-Chi Form:

    -    9. „Tai Chi Chuan Form Teil 1“ (1. Hälfte) - Yang Familien Tai Chi

    -    Beginn: Stand im „Mo Qi“(Ausgangsposition): Verwurzeln, Hände neben dem Oberschenkel, Achselbereich leicht geöffnet



Diese oben erwähnten Übungen stellen eine Auswahl dar. Es ist zu empfehlen, die Übungssequenz mit der Standübung „Mo Qi“ zu beginnen und in ähnlicher Weise fortzuführen wie aufgeführt. „Mo Qi“stellt den Anfang dar. Hier versucht man die Prinzipien des Stehens zwischen Himmel und Erde umzusetzen, ist aber noch nicht orientiert in eine bestimmte Richtung. Durch diese Übungen stärkt man seine Wurzel. Es wird Entspannung geübt, zu sinken. Die Idee ist, dass die Position Unten schwer ist und Oben leicht. Es geht darum, eine gewisse Stabilität und Solidität zu etablieren, wachsen zu lassen. Das passiert vor allen durch das Prinzip des Entspannens nach Unten. Dabei arbeitet vor allen der Oberschenkelmuskel stark und kann so den Bereich im unteren Rücken entlasten, der seinerseits für die Aktivität des Parasymphatikus, der Entstehung der Enstpannungsreaktion, verantwortlich ist. In dieser Haltung geht es darum, eine Art „Sitzen“ anzustreben. Weitergehend sind die Hände neben dem Oberschenkel, die Finger sind nach unten orientiert, der Achselbereich ist leicht geöffnet, die Schulerblätter werden im Gewebe abgelegt, der Kopf ist nach oben und mit dem Hinterkopf leicht nach hinten orientiert, wie als würde man ihn sanft auflegen. Das Gewicht des ganzen Körpers sinkt durch den Körper in die Erde.



3. Beobachtungen und Erfahrungen als Übender von Tai-Chi/Qi Gong im Zusammenhang mit Musik:


Seit 2013 im Herbst begann ich mit dem Praktizieren von Qi Gong in einer Gruppe in Saarbrücken bei Achim Biewersi. Ich lernte Übungen, die die Entspannung und Konzentration fördern und so tiefer ins Innere vordringen können. Dadurch können auch Spannungen vehement und intensiv zum Vorschein/an die Oberfläche kommen, was ich gerade am Anfang sehr oft erlebt habe. Perspektivisch fördern diese Übungen die Durchlässigkeit der Person und können nachhaltig eine tiefere Entspannung zum wachsen bringen. Es geht vor allem darum, den Körper bewusst in die verschiedenen Positionen zu bringen und somit das Körpergedächtnis zu trainieren.


2014 lernte ich, auch in einer Gruppe in Saarbrücken, das Tai-Chi durch Ralph Rousseau kennen. 2018 führte ich das Tai-Chi in der Tai-Chi Schule Offenburg bei Peter Caravati weiter. Die Prinzipien und Ideen sind denen des Qi Gong gleich. Der Unterschied liegt vor allem dabei, dass das Tai-Chi den Kampfkünsten angehört und das Qi Gong den Aspekt der Pflege der Gesundheit betont. Oft werden beim Trainieren Übungen aus beiden Bereichen kombiniert, da sie den Körper und Geist in einen entspannten und konzentrierten Zustand versetzen. 

Irgendwann begann ich bei meinem regelmässigen Üben immer zuerst mit Qi Gong und Tai-Chi Übungen bevor ich schliesslich an mein Instrument ging. Ich habe tatsächlich und dauerhaft bemerkt, dass sich damit mein Körpergefühl bei den Bewegungen veränderte. Es fühlte sich leichter und fliessender an, die Bewegungen am Instrument auszuführen. Ich denke, dass durch diese Art der Übungen die Bewegungen ökonomischer und in verständiger individueller Weise praktiziert werden können. So kann das Bewusstsein und Erfassung für sich selbst in Körper und Geist wachsen. Zum Beispiel ist es ein grundsätzliches Prinzip bei den Übungen, die Gelenke angemessen zu benutzen und Fehlbelastungen rechtzeitig zu vermeiden. So wird eine Gesunderhaltung und -werdung unterstützt. 


Schliesslich entstand schon länger der Gedanke, die Ideen von den Aspekten der Bewegungskunst des Tai-Chi und Qi Gong meinen Schülern im Unterricht weiterzugeben. Diese Vermittlung habe ich im Unterricht schon begonnen mit kleinen Bewegungssequenzen. Richtig angewendet kann es den Unterricht entspannter und konzentrierter Im Miteinander werden lassen, was ich durchaus schon so erlebt habe. Ich denke, dass diese Übungen jedem helfen, sich in günstiger Haltung auf das einzulassen, was gerade passiert und das in einer möglichst gesunden Art und Weise.

„Mo Qi“

Form Teil 1  bis „Hände kreuzen“

„Schultern kreisen“





„Das Qi wecken“






„Der Unsterbliche hebt den Berg“





„Wasserpflanze“







„Bambus kreist im Wind“





„3-teilige Übung“






„Abschlussübung“